Technik - die kurze Rubrik, die ein Bauteil Ihrer Uhr erklärt
Heute: Das Regulieren.
Das Regulieren einer mechanischen Uhr ist ein Wechselspiel, zu dem es drei Mitspieler benötigt: die Uhr, den Kunden und den Uhrmacher. Alle drei haben ihren Einfluss auf den Gang der Uhr, d.h., sie beeinflussen durch ihr Mitwirken die Art und Weise, wie die Uhr läuft.
Beginnen wir mit der Uhr. Sie hat durch ihre Qualität, die der Hersteller und die Montage des Werkes sicherstellen, den primären Einfluss auf das Geschehen. Wo bei der Planung, Montage oder Wahl der Materialien gespart wird, kann nichts rauskommen. Je besser das Werk konstruiert und gebaut wird, um so eher sind gute Werte zu bekommen.
Nun der Kunde und Träger der Uhr. Der Kunde ist König und hat nie Schuld. Dennoch ist der Einfluss da und kommt in Form von Tragegewohnheiten. Zwischen dem Schreibtischtäter und dem Arbeiter am Presslufthammer gibt es jede Menge Möglichkeiten, in das Gangverhalten der Uhr einzugreifen.
Das für die Regulierung zuständige Organ ist die Unruh, die ihre kreisförmigen Schwingbewegungen auf dünnen Zapfen ruhend durchführt. Kommt nun eine Störung Dank der Physik als Energie von Außen in das Schwingen, dann ist das Gleichgewicht gestört. Dazu kommen Temperaturschwankungen, die auf Öle und Material einwirken. Man stelle sich einen Golfspieler in der prallen Sonne vor, der anschließend im eiskalten Pool die verdiente Abkühlung sucht. Das verlangt dem Uhrenwerk eine Höchstleistung ab.
Dazu kommt nun die dritte Komponente: der Uhrmacher. Mit Hilfe des Reguliergerätes kann er nun vom Werk eine Aussage bekommen, die sich im ruhenden Zustand zeigt. Wird dort ein Vorgang von 30 Sekunden am Tag angezeigt, heißt das noch lange nicht, dass sich dies auch mit der Aussage des Kunden deckt. Somit ist der vom Kunden genannte Wert über die Differenz fast entscheidender als der am Gerät gezeigte Wert.
An der Uhr wird nun ein Hebel oder eine Stellschraube betätigt und die Uhr verlangsamt oder beschleunigt. Über diesen Hebel wird die effektive Länge der Spiralfeder verkürzt (schneller) oder verlängert (langsamer), in dem eine Begrenzung beidseitig der Feder dessen seitliche Bewegung einschränkt. Das haben Sie vielleicht schon mal an Ihrer Uhr gesehen, wie die Spiralfeder sich öffnet oder zusammenzieht, bzw., atmet, wie wir sagen.
Diese Bewegung wird durch die Drehung der Unruh erzeugt und sollte für beide Halbschwingungen gleich lang sein. Auch dieser Faktor ist für die Regulierung wichtig und wird wenn nötig korrigiert. Der Gesamtzustand des Werkes hat natürlich auch seinen Einfluss auf die Gangwerte, der aber im Zuge einer Regulierung nicht korrigiert werden kann. Das wäre eine Überholung, die dann nötig wäre.
Nach der Korrektur der Werte kommt dann der Teil, in dem der Kunde die Uhr für eine Weile wieder trägt. Sollten sein Einfluss und die Änderung der Reglage zum Ziel geführt haben, dann sind alle drei Parteien zufrieden. Ansonsten kommt es häufig vor, dass ein Nachregulieren nötig ist. Manche Uhren haben die unangenehme Eigenschaft, sich wieder zu verstellen, sei es aus technischen Gründen oder gezwungenermaßen durch einen Schlag. So kann es also sein, dass dieser Vorgang ein paar Mal wiederholt wird, bevor die Uhr den gewünschten Gangwert bringt.
Eine mechanische Uhr unterliegt jedoch so vielen Einflüssen, dass sie nie genau wie eine Quarzuhr laufen kann. Sie kann über eine gewisse Zeit im Sekundenbereich pro Monat laufen, aber normalerweise sind bis zu 10 Sekunden Differenz am Tag in der Toleranz. Aber es kam auch schon mal vor, dass ich einem Kunden den Kauf einer Quarzuhr empfohlen habe……
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